ANIMAL TRACKING PROJEKT |
Noch immer verschwinden viele Tierarten aus der freien Wildbahn Afrikas, weil Schutzmassnahmen zu spät kommen. Darum soll ein neuartiger Ansatz das frühzeitige Erkennen von Bestandestrends über den Wildtiertourismus ermöglichen.
Lebensräume in Gefahr
Der Verlust von Lebensräumen ist der Hauptgrund für das Aussterben seltener Tierarten. Der Mensch beansprucht immer mehr Raum und so werden viele Spezies in kleine und zerstückelte Reste ihrer ursprünglichen Habitate zurückgedrängt. Es ist daher von grosser Bedeutung, die verbleibenden Bestände bedrohter Arten effektiv zu überwachen.
Potential Wildtiertourismus
Eine neuartige Methode zur Erhebung von Populationsdaten gibt nun Anlass zur Hoffnung. Jedes Jahr besuchen nämlich hunderttausende von Touristen Nationalparks auf der ganzen Welt und dokumentieren ihre Tiersichtungen mit Fotos. Standardisiert erfasst, wären diese Daten von grossem Wert für den Artenschutz.
Der Animal Tracking Ansatz
In Zusammenarbeit mit der Universität Zürich validiert Terra Explora im Rahmen einer Forschungsarbeit eine Methode zur standardisierten Erfassung von Wildtiersichtungen auf Basis von Safarifotografien.
Gemäss Prof. Dr. Arpat Ozgul vom Institut für Evolutionsbiologie und Umweltwissenschaften wird sich der Miteinbezug von Safaritouristen in den angewandten Artenschutz positiv auf das Bewusstsein für die Bedrohungslage der besuchten Ökosysteme auswirken. Auch das Verständnis wissenschaftlicher Methoden im evidenzbasierten Artenschutz dürfte sich verbessern.
Dazu wurde mit der deutschen Organisation Animals & Plants eine Software (App) entwickelt, die auf Fotokameras und Smartphones das einfache Aufzeichnen von Tiersichtungen ermöglicht. Mit Hilfe der GPS Technologie können so Safarifotografien zusammen mit den Positionsdaten und weiteren Angaben zentral abgespeichert werden.
Basierend auf diesen Daten lässt sich die Entwicklung der Häufigkeit und der Verbreitung gefährdeter Tierarten verfolgen und es können gegebenenfalls frühzeitig und gezielt Massnahmen eingeleitet werden.
Jeder Safaritourist ein Forscher
Nachdem ein erste Pilotexpedition im Herbst 2014 erfolgreich verlaufen ist, haben mehrere Safarianbieter aus Kenia und Tansania damit begonnen, Daten über bestimmte Wildtiere systematisch zu erheben. Terra Explora verleiht zudem kostenlos ausgezeichnete Kameraausrüstungen an Safaritouristen zur standardisierten Erhebung von Tiersichtungen.
So kann jeder Safarireisende auf den Spuren von Prof. Dr. Bernhard Grzimek wandeln und zum Artenschutz beitragen!
Anwendungsmöglichkeiten
Anhand der gesammelten Daten wird die Verbreitung bestimmter Arten kartographiert und es sind insbesondere auch Rückschlüsse auf die Entwicklung der jeweiligen Populationen möglich. Das ist sehr wichtig für die Überwachung bedrohter Arten. So können negative Trends früh erkannt und Massnahmen zum Schutz ergriffen werden.
Da zudem auch eine breite Palette von Tieren erfasst wird, kann das Funktionieren ganzer Ökosysteme untersucht werden. Zum Beispiel lässt sich das Anwachsen der Löwenpopulation vor dem Hintergrund einer steigenden Anzahl Beutetiere besser verstehen.
Ganz besonders spannend sind zudem die Möglichkeiten, die sich aus dem Erkennen individueller Tierexemplare ergeben. Beispielsweise sind nämlich die Punkte auf dem Fell von Geparden von Tier zu Tier verschieden. Das gleiche gilt auch für Zebras, Giraffen und Leoparden. Mit Hilfe spezieller Muster-Erkennungs-Programme können die einzelnen Tiere von Computern als Individuen erkannt werden. Wenn einzelne Exemplare mehrfach gesichtet werden, sind Aussagen zum Migrationsverhalten, zum Sozialverhalten und zur Lebensdauer in freier Wildbahn möglich!